Agenda für Entwicklung
II. Die Dimensionen der Entwicklung


D. Gerechtigkeit als Stützpfeiler der Gesellschaft

94. Entwicklung vollzieht sich nicht in einem Vakuum, und sie beruht auch nicht auf einer abstrakten Grundlage. Entwicklung findet in einem konkreten gesellschaftlichen Umfeld und als Reaktion auf konkrete gesellschaftliche Gegebenheiten statt. Sie beeinflußt alle Aspekte der Gesellschaft, und alle Aspekte der Gesellschaft wirken in positiver oder negativer Weise auf die Entwicklung zurück. Wirtschaftswachstum und technischer Wandel beeinflussen die zwischenmenschlichen Beziehungen und die gesellschaftlichen Strukturen, Wertvorstellungen und Lebensweisen. Die soziale Entwicklung und die Entwicklung des menschlichen Potentials sorgen für eine harmonischere Gestaltung der sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen, fördern die Integrationsfähigkeit und den Zusammenhalt einer Gesellschaft und bilden eine solide und anpassungsfähige Grundlage für langfristige Fortschritte.

95. Die sozialen Gegebenheiten sind der Ausgangspunkt für die Entwicklungsanstrengungen. Sie bestimmen weitgehend die Prioritäten und den Verlauf der Entwicklung. In einem großen Teil der Entwicklungsländer sind Armuts- und Krankheitsbekämpfung, Bildung und die Sicherung eines ausreichenden Lebensunterhalts die vordringlichsten und wichtigsten Entwicklungsprioritäten. In vielen Umbruchländern sind die dringendsten Entwicklungsprobleme plötzliche wirtschaftliche Not, verfallende Industrien und Infrastrukturen und eine tiefgreifende soziale Desorientierung. In den reichsten Ländern sind das Anwachsen einer permanenten, entfremdeten Unterschicht, der Zustrom von immer mehr Wirtschaftsmigranten sowie die Zunahme von Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung Realitäten, denen sich diese Gesellschaften im Zuge ihres weiteren Fortschritts und ihrer Entwicklung stellen müssen.

96. Die Menschen sind das wichtigste Gut eines Landes. Ihr Wohl ist der Maßstab der Entwicklung. Ihre Tatkraft und ihre Initiative treiben die Entwicklung voran. Ihre Wesensmerkmale bestimmen Art und Richtung einer bestandfähigen menschlichen Entwicklung. Der Nutzen der Investition in die Menschen besteht jedoch nicht allein in höherer Arbeitsproduktivität und der Erleichterung der Teilhabe an den sich weltweit bietenden Chancen. Ein entsprechender Gesundheits- und Bildungsstandard der Bevölkerung eines Landes trägt zum sozialen Zusammenhalt bei und erfüllt alle Aspekte des Lebens und der Kultur mit Dynamik.

97. Absolute Armut, Hunger, Krankheit und Analphabetentum sind das Los eines Fünftels der Weltbevölkerung. Es kann keine dringlichere Entwicklungsaufgabe geben, als die Ursachen wie auch die Symptome dieser Übel zu bekämpfen. Diese Aufgabe erfordert engagiertes Handeln. Die Aufgabenstellung verlangt eine möglichst breite Streuung der Entwicklungsanstrengungen, die Durchführung breitangelegter Strategien und die Ausrichtung der Entwicklungsanstrengungen auf Vorhaben, die den Menschen zugute kommen, anstatt lediglich dem Prestige eines Landes zu dienen.

98. Die demographischen Wachstumsraten beeinflussen die Konsum- und Produktionsstrukturen der einzelnen Gesellschaften. Wird jedoch ein bestimmter Punkt überschritten, kann ein Bevölkerungswachstum, das weder bestandfähig noch tragbar ist, die Entwicklungsanstrengungen weltweit beeinträchtigen. Diese Auswirkungen haben ihrerseits wieder tiefgreifende Folgen für die Nutzung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Holz, Brennstoffe und Luft. Sie beeinträchtigen die Fähigkeit der Staaten, die von den Menschen benötigten Grunddienste, insbesondere auch Bildung und Gesundheitsfürsorge, zur Verfügung zu stellen.

99. Fertilitäts- und Sterblichkeitsraten haben Folgen für die Gesellschaft, die über die reine Bevölkerungszahl hinausgehen. Eine Verminderung der Geburtenhäufigkeit bedeutet beispielsweise kleinere Haushalte, weniger Schwangerschaften und weniger Zeitaufwand für das Großziehen von Kindern. Diese Veränderungen ermöglichen es mehr und mehr Frauen, ihre formelle Bildung fortzusetzen und sich für eine Berufstätigkeit außer Haus zu entscheiden. Eine entsprechende Bildung erhöht ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt und versetzt sie besser in die Lage, Entscheidungen in allen Lebensbereichen zu treffen. Niedrigere Sterblichkeits- und Fertilitätsraten führen außerdem zum Altern der Bevölkerung, einem Phänomen, das maßgebliche Konsequenzen für die Erwerbsbevölkerung, den Abhängigenquotienten, die sozialen Dienste und das Gesundheitswesen hat.

100. Lang anhaltende Konflikte haben einschneidende Folgen für das Bevölkerungsprofil: die Zahl der allein von Frauen geführten Haushalte steigt an, ebenso die Zahl der Waisen und der Behinderten. Diesen schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen muß sofort und mit hohem Vorrang intensive Aufmerksamkeit zugewandt werden, denn ohne sie kann die Gesellschaft selbst nicht erfolgreich vorankommen. Wenn erst die Familie als Einheit wiederhergestellt ist und man sich der Schwachen und am härtesten Betroffenen annimmt, können auch sie mithelfen, die Grundlagen für umfassendere Entwicklungsanstrengungen zu legen.

101. Die Bedeutung der sozialen Integration als Entwicklungspriorität ist in der ganzen Welt und in Ländern auf allen Entwicklungsstufen offenkundig. Die Erscheinungen, in denen sich fehlende soziale Integration äußert - Diskriminierung, Fanatismus, Intoleranz und Verfolgung - sind bekannt. Ebenso bekannt sind die Folgen: Entfremdung von der Gesellschaft, Separatismus, Mikronationalismus und Konflikte.

102. Die soziale Integration wird heute in zunehmendem Maße zu einer internationalen Herausforderung. Umfangreiche, die Staatsgrenzen überschreitende Bewegungen von Menschen auf der Suche nach einem neuen und besseren Leben haben deutlich spürbare Auswirkungen sowohl auf einzelstaatliche als auch auf internationale Agenden. Während Millionen von Menschen Kriegen, Hungersnöten und Naturkatastrophen zu entfliehen suchen, werden weitere Millionen auf der Suche nach Arbeit zu Migranten. Die Regulierung der Einwanderung ist in vielen Aufnahmeländern zu einer politischen Streitfrage geworden, während politischer Auswanderungsdruck die in vielen Auswanderungsländern bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Spannungen weiter verschärft. Manchmal sind es gerade die Begabtesten und Gebildetsten, die auswandern, was für das betroffene Land einen schwerwiegenden Verlust an Ressourcen und Investitionen bedeutet.

103. Bis bei der Entwicklung weltweit Verbesserungen zu verzeichnen sind, werden sich auch weiterhin große Bevölkerungsgruppen über die Grenzen hinwegbewegen, trotz aller Anstrengungen, dieser Wanderungsströme Herr zu werden oder sie einzudämmen. In einigen Gesellschaften hat die Abneigung gegenüber Migranten Haß und Intoleranz genährt, und oft hatte es den Anschein, als ob die offizielle Politik die Absonderung gutheiße, statt die soziale Integration zu fördern. In anderen Ländern widersetzen sich Gruppen von Einwanderern der sozialen Integration. Die Behandlung von Migranten gibt in vielen bilateralen Beziehungen inzwischen Anlaß zu beträchtlichen Spannungen.

104. Menschen, deren einziger Gedanke darauf gerichtet ist, nicht vor Hunger zu sterben oder von einer ihre Kräfte verzehrenden Krankheit zu genesen, können sich nicht der gewaltigen Herausforderung der Entwicklung stellen. Eine Bevölkerung, die nicht lesen und schreiben kann und keinerlei Bildung genossen hat, kann nicht hoffen, in einer immer komplexeren und anspruchsvolleren Weltwirtschaft konkurrenzfähig zu sein. Eine Gesellschaft, in der Frauen diskriminiert werden oder keine Chancengleichheit genießen, kann ihr menschliches Potential nicht vollauf verwirklichen.

105. Investitionen in materielle Güter sind zwar ein wichtiger Aspekt der Förderung des Wirtschaftswachstums, doch stellen Investitionen in die menschliche Entwicklung eine Investition in die langfristige Konkurrenzfähigkeit dar und sind ein notwendiger Bestandteil eines stabilen und bestandfähigen Fortschritts. Investitionen in die Humanressourcen dürfen deshalb nicht nur als ein Nebenprodukt des Wirtschaftswachstums betrachtet werden, sondern müssen als starke und notwendige Antriebskraft für alle Aspekte der Entwicklung angesehen werden. In einer instabilen Gesellschaft kann keine stabile Wirtschaft und keine stabile politische Ordnung errichtet werden. Voraussetzung für Bestandfähigkeit ist ein starkes soziales Gefüge.

106. Die Schaffung eines Umfelds, das breiten Zugang zu Mitteln und Chancen gewährt, erfordert unter Umständen staatliche Maßnahmen. Außerdem ist es unerläßlich, die politischen Rahmenbedingungen zu schaffen, die zulassen, daß auf die soziale Entwicklung und die Durchführung von sozialen Entwicklungspolitiken entsprechendes Gewicht gelegt wird. Verantwortlich dafür sind in erster Linie der Staat und alle gesellschaftlichen Einrichtungen. Der Staat soll sicherstellen, daß soziale und ökologische Faktoren im Rahmen der Marktwirtschaft Berücksichtigung finden und daß Nachdruck auf Aktivitäten gelegt wird, die die menschliche Entwicklung in der ganzen Gesellschaft fördern. Bildung, Gesundheitswesen, Wohnungswesen und soziale Wohlfahrt sind Bereiche, in denen oft staatliches Eingreifen erforderlich ist.

107. Für eine dauerhafte und erfolgreiche soziale Entwicklung ist eine robuste bürgerliche Gesellschaft unverzichtbar. Wenn die soziale Entwicklung Fuß fassen soll, muß sie aus der Gesellschaft selbst hervorgehen. Der Staat muß führend und fördernd eingreifen, doch kann und sollte er nicht die einzige Kraft sein, die den sozialen Fortschritt vorantreibt. Nichtstaatliche Organisationen, Gemeinwesenorganisationen, das private Unternehmertum, Arbeitnehmerorganisationen und andere Gruppen müssen alle aktiv an diesem Prozeß beteiligt sein. Vor allem lokale nichtstaatliche Organisationen können als Vermittler fungieren, als Sprachrohr für die Menschen dienen und ihnen Gelegenheit verschaffen, ihre Bedürfnisse, Präferenzen und Visionen einer besseren Gesellschaft darzulegen. Die politischen Entscheidungsträger sollten diese Organisationen nicht als Rivalen, sondern als Partner des Staates betrachten. In Ländern, in denen die bürgerliche Gesellschaft schwach ist, sollte eines der Hauptanliegen der staatlichen Politik ihre Stärkung sein.

108. Wenn es darum geht, die Bedingungen zu schaffen, unter denen soziale Entwicklung stattfinden kann, ist Partizipation auf allen Ebenen der Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Damit die Menschen ihre Möglichkeiten zur Entfaltung bringen können, müssen sie sich aktiv an der Formulierung ihrer eigenen Ziele beteiligen, und wenn sie ihren eigenen, für sie am besten geeigneten Weg zur Entwicklung zu finden suchen, muß ihre Stimme in den Entscheidungsgremien gehört werden.

109. Demokratie und eine robuste bürgerliche Gesellschaft sind vor allem dann von entscheidender Bedeutung, wenn es sicherzustellen gilt, daß der Staat sich über die gesellschaftlichen Kosten seiner Politik im klaren ist. In vielen Ländern hat der notwendige Prozeß der wirtschaftlichen Strukturanpassung harte soziale Konsequenzen gehabt. Steigende Verbraucherpreise und rückläufige Beschäftigungsmöglichkeiten und Einkommen waren häufig der am unmittelbarsten sichtbare Effekt der Anpassung und des Wandels. Die Auswirkungen der sich daraus ergebenden Härten auf arme und besonders anfällige Gruppen, die unverhältnismäßig stark betroffen waren, haben sich als besonders gravierend erwiesen. Ein allgemeiner Rückgang der staatlichen Ausgaben im Sozialbereich aufgrund einer verstärkten staatlichen Sparpolitik hat das Leid mancher Menschen noch vergrößert.

110. Strukturanpassungen stellen nach wie vor eine notwendige Abhilfemaßnahme dar, wenn es darum geht, schwerwiegende wirtschaftliche Ungleichgewichte zu beheben. Doch sollte auch kein Zweifel daran bestehen, daß die Bedürfnisse und Prioritäten der Menschen nicht vernachlässigt werden dürfen und daß im Mittelpunkt der Anpassungs- und Transformationsmaßnahmen eindeutig der Mensch stehen muß. Die Gesetze der Wirtschaft sind unwandelbar, doch ihre sozialen Konsequenzen lassen sich mildern. Ein flexibles Vorgehen ist erforderlich. Mit solchen Herausforderungen konfrontiert, müssen die Staaten ermutigt werden, den einmal eingeschlagenen Kurs beizubehalten, doch muß gleichzeitig stärker darauf geachtet werden, daß die Regierungen Hilfe bei der Bewältigung der mißlichen Auswirkungen solcher Reformen auf die Menschen erhalten.

111. Für die Milderung und Minderung der Armut und die Förderung der sozialen Integration ist die Ausweitung der Erwerbstätigkeit von zentraler Bedeutung; indessen nimmt die Arbeitslosigkeit weltweit zu. Viele Länder verzeichnen heute höhere Arbeitslosenquoten als in der Vergangenheit, wozu noch ein beträchtlicher Rückgang der Reallöhne der Erwerbstätigen hinzukommt. In Ländern, in denen die Vollbeschäftigung früher die offizielle Regel war, hat die rasch steigende Arbeitslosigkeit nicht nur tiefgreifende psychologische Konsequenzen, sondern gleichzeitig auch erhebliche wirtschaftliche und soziale Auswirkungen gehabt. In einigen Ländern hat eine längere Zeit der wirtschaftlichen Konsolidierung zu dem Phänomen eines "Wachstums ohne Schaffung von Arbeitsplätzen" und zu einem immer weiter verbreiteten Gefühl der Arbeitsplatzunsicherheit geführt. Die Welt zählt 2,5 Milliarden Arbeitskräfte, von denen schätzungsweise 30 Prozent nicht produktiv erwerbstätig sind.

112. Ein allgemeingültiges Rezept für die Beseitigung der Arbeitslosigkeit oder für die Ausweitung der produktiven Erwerbstätigkeit gibt es nicht. Arbeitsmarktpolitiken, Ausbildungs- und Umschulungsprogramme, gezielte Programme zur Schaffung von Arbeitsplätzen und eine makroökonomische Politik können alle den Beschäftigungsgrad beeinflussen. Da die meisten Arbeitsplätze in nächster Zeit voraussichtlich im Privatsektor entstehen werden, spielen wohldurchdachte Anreize eine wichtige Rolle dabei, private Investitionen für die Schaffung von Arbeitsplätzen zu gewinnen und in die geeigneten Kanäle zu lenken. Eine der Aufgaben des Staates ist es, für ein förderliches Umfeld zu sorgen, in dem der Privatsektor mehr und bessere Arbeitsplätze schaffen kann. Gerechte und verläßliche rechtliche Rahmenbedingungen, ein stabiles Investitionsumfeld und die Erhaltung grundlegender Infrastrukturen sind dabei von ausschlaggebender Bedeutung.

113. Da der überwiegende Teil der Arbeitskräfte in den Entwicklungsländern in der Landwirtschaft tätig ist, müssen Maßnahmen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität und zur Ausweitung und Diversifizierung der landwirtschaftlichen und nichtlandwirtschaftlichen Aktivitäten als Entwicklungsprioritäten betrachtet werden. Nahrungsmittelpreispolitiken, landwirtschaftliche Anbauverfahren, ländliche nichtlandwirtschaftliche Aktivitäten, die Arbeitsplätze bieten, die ländliche Infrastruktur und umweltgerechte Erhaltungsprogramme sind unverzichtbare Bestandteile der Unterstützung des ländlichen Sektors. Die Agrarforschung zur Erhöhung der Erträge sollte weiter unterstützt werden.

114. Das Arbeitsplatzpotential wird außerdem von den weltwirtschaftlichen Gegebenheiten und der Struktur des weltwirtschaftlichen Umfelds beeinflußt. Handelsbarrieren haben insofern Rückwirkungen, als sie in den Erzeugerländern zur Vernichtung von Arbeitsplätzen und Möglichkeiten zum Erwerb des Lebensunterhalts führen und das Potential für wirtschaftliches Wachstum vermindern.

115. Beschäftigungsfragen müssen heute in einem internationalen Kontext untersucht werden. In den Umbruchländern wurde ein notwendiger Wechsel zu marktwirtschaftlichen Grundsätzen vollzogen - ein Prozeß, der vorübergehend zu höherer Arbeitslosigkeit geführt hat. In den reichsten Industrieländern hat die strukturbedingte Arbeitslosigkeit zugenommen. Außerdem hat der wachsende internationale Wettbewerb dazu geführt, daß viele Industriezweige obsolet wurden und Tausende von Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie verloren gingen. Diese Entwicklungen machen eine Umschulung von Millionen von Arbeitern erforderlich. In beiden Kategorien von Volkswirtschaften ist die berufliche Mobilität ein wichtiger Bestandteil der Schaffung von Arbeitsplätzen. Während sie in wirtschaftlicher Hinsicht effizient ist, kann die berufliche Mobilität eine Quelle psychologischer und sozialer Störungen sein. Regierungen, Unternehmen und Gewerkschaften tragen eine erhöhte Verantwortung dafür, den Arbeitskräften Anpassung und Mobilität zu erleichtern und ihnen in der Übergangszeit Ausbildungsmöglichkeiten und sozialen Schutz zu bieten.

116. Eine gute Allgemeinbildung auf Grund- und Sekundarschulebene schafft nicht nur eine breite Wissensbasis, sondern legt auch den Grundstein für den späteren Erwerb spezialisierter Kenntnisse und Fertigkeiten und deren Auffrischung, Anpassung oder Modifikation je nach den sich wandelnden Bedürfnissen des einzelnen und der Gesellschaft. Bildung fördert Chancengleichheit und trägt somit zu größerer Gerechtigkeit bei. Eine breite und gleichzeitig flexible Bildung kann zur Triebfeder des Fortschritts in allen Dimensionen der Entwicklung werden, der politischen, der wirtschaftlichen, der ökologischen und der sozialen.

117. Es gilt, die Bedeutung der sozialen Dimension der Entwicklung nicht nur anzuerkennen, sondern auch entsprechende Maßnahmen zu treffen. Fragen der sozialen Entwicklung müssen sowohl auf einzelstaatlicher als auch auf internationaler Ebene einen höheren politischen Stellenwert erhalten. Jedes Land hat die Pflicht, sich mit dem Problem, so wie es sich in seiner Gesellschaft darstellt, auseinanderzusetzen und darüber hinaus zu Fortschritten auf dem Wege zu einer globaleren Lösung dieser Herausforderungen beizutragen. Die heutige Zeit bietet uns eine historische Gelegenheit, dies in einem Umfeld zu tun, das verhältnismäßig frei von übermäßigen ideologischen Spannungen ist. Diese Gelegenheit muß ergriffen und genutzt werden.


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